18. November00:35

Micha Brumlik – ein Frankfurter Intellektueller zwischen Aufklärung und Rebellion stirbt mit 78

Admin User
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Screenshot einer Facebook-Seite mit sechs Profilfotos von Männern und Frauen oben und Textinhalt links.

Micha Brumlik – ein Frankfurter Intellektueller zwischen Aufklärung und Rebellion stirbt mit 78

Der jüdische Intellektuelle Micha Brumlik, bekannt für seinen scharfen Witz und seine umfangreichen Beiträge zur öffentlichen Debatte, ist im Alter von 78 Jahren verstorben. In der Schweiz als Sohn deutscher jüdischer Eltern geboren, die vor Hitler ins Exil geflohen waren, prägte Brumlik die Frankfurter '68er'-Bewegung und schrieb jahrzehntelang für ein beliebtes Online-Magazin.

Brumliks intellektueller Werdegang war geprägt von einem ambivalenten Verhältnis zu Israel sowie einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit verschiedenen philosophischen und politischen Strömungen. Anders als Joschka Fischer ließ er sich nie von militanten Tendenzen vereinnahmen, sondern widmete sich der Religionswissenschaft, der Kritischen Theorie und dem Marxismus. In seinen späteren Jahren verfasste er eine biblische Exegese im Geiste der Aufklärung, die zu Weihnachten 2021 erschien und in der er die alttestamentarischen Erzählungen von Abraham und Mose als Geschichten von Flucht, Ausbeutung und Unterdrückung deutete – Motive, die sich auch in der Geschichte Jesu widerspiegeln.

Als Professor für Erziehungswissenschaft und Direktor des Fritz-Bauer-Instituts war Brumlik zudem eine Schlüsselfigur der Frankfurter Post-68er-Szene. Er unterstützte das Sozialistische Büro, engagierte sich in den 1970er-Jahren in der Hausbesetzerbewegung und saß später für die Grünen im Frankfurter Stadtparlament. Zu seinen bekanntesten Werken zählen vielbeachtete Analysen, Kulturkolumnen und Kommentare wie ‘Der russische Faschist Alexander Dugin: Der Philosoph hinter Putin’ oder ‘Gott und die Welt – Frühling, Zeit für Adorno’.

Brumlik erlag nach langer Krankheit den Folgen seiner Erkrankung. Seine Beiträge zur Bildungstheorie, zur intellektuellen Debattenkultur und zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit Deutschlands werden schmerzlich vermisst werden. Seine scharfzüngigen Analysen und seine undogmatische linke Haltung werden auch künftige Generationen prägen und inspirieren.